Donnerstag, 11. Juni 2015

Ausdruck, Wortschatz und Stil



Welche Fassung erscheint Ihnen am elegantesten?
1a. Charlotte hat eigentlich ein fantastisches Leben, […]
1b. Charlotte führt eigentlich ein fantastisches Leben, […]

Gut gesehen :) – b ist genauer, ›haben‹ wird für alles Mögliche verwendet und wirkt langweilig.

2a. Charlotte führt eigentlich ein fantastisches Leben,  sie muss aber auch etwas dafür tun.
2b. Charlotte führt eigentlich ein fantastisches Leben,  muss aber auch etwas dafür tun.
2c. Charlotte führt eigentlich ein fantastisches Leben,  jedoch sie muss auch etwas dafür tun.
2d. Charlotte führt eigentlich ein fantastisches Leben,  jedoch muss sie auch etwas dafür tun.
2e. Charlotte führt eigentlich ein fantastisches Leben,  aber sie muss auch etwas dafür tun.
2f. Charlotte führt eigentlich ein fantastisches Leben,  doch sie muss auch etwas dafür tun.

analog: Jedoch würde er keinen Suizid begehen […] 
besser: er würde aber keinen Suizid begehen 
noch besser: er würde sich aber nicht das Leben nehmen

Gut gesehen :) – auch hier 2b die eleganteste, weil schlankste Lösung. 
Problematisch (weil schwerfällig) sind besonders die Versionen mit ›jedoch‹ – 
Viele denken, ›jedoch‹ sei besonders gutes Deutsch, das Wort betont aber zum einen den Gegensatz unnötig stark und verlangt nach einer Inversion (›jedoch muss sie‹), was ungelenk und gewollt wirkt.

3a. Bulemie?
3b. Bullemie?
3c. Bulimie?

genau: c
Wenn einem ein Begriff nicht vertraut ist und es sich zudem um einen zentralen Begriff handelt, lohnt es sich, ihn einmal im Netz zu suchen oder ihn nachzuschlagen

Welche Verbform ist korrekt?

4a. Er redet sich ein, dass seine Krankheit nicht seine Schuld ist.
4b. Er redet sich ein, dass seine Krankheit nicht seine Schuld sei.

genau: mal wieder b., denn die Wiedergabe einer Haltung, Ansicht, Aussage formuliert man mit Konjunktiv I statt Indikativ

analog: Er fand, Sina ist/sei zu hübsch für ihn.

5a. Es beginnt damit, dass sie seinen Geburtstag vergessen hat und deswegen ein schlechtes Gewissen bekommt.
5b. Es begann damit, dass sie seinen Geburtstag vergessen hatte und deswegen ein schlechtes Gewissen bekam.

a. ist üblich, selbst wenn das Original im Präteritum ist
›Narratives Präsens‹, auch ›Historisches Präsens‹: man vergegenwärtigt eine vergangene Handlung, indem man sie ins Präsens setzt.
Romanhandlung spielt im Verhältnis zu unserer Lesergegenwart nie in der Vergangenheit, weil sie innerhalb eines fiktiven Zeit- und Handlungsraums spielt.

weitere Beispiele und Probleme:

Kilian denkt, dass das Kotzen keine Möglichkeit hat, zu irgendeinem Nutzen zu kommen.
Das Lacoste-Shirt ist bekannt und auch an einigen anderen Stellen zu finden, auch sieht man zusammenhänge mit Kilians Familie.

Steve (Shahin) sagt, Kilian ist / sei kein Checker […]
sie waren zusammen in Kairo und hatten dort eine schöne Zeit / kamen sich dort näher

Die Beziehung zu Sina funktioniert nicht, da Kilian kein perfektes Leben führen will. Er möchte Sorgen haben und nicht einfach alles haben.
Diese Stelle ist interessant, da er endlich mit seinem Problem herausrückt, nämlich grob zusammengefasst seine Kindheit mit der Kirche.
Er denkt tiefgründig / er macht sich viele Gedanken / er denkt oft und gerne nach, über alles Mögliche

Im Buch steht, dass Kilian sich nicht mit Sina treffen möchte […]

Laut Buch verbringen die beiden nur wenig Zeit miteinander […]


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