Unterschied zu Oberlin
Kein distanzierter Bericht aus einer übergeordneten Perspektive wie bei Oberlin, von ordnender Hand gegliedert und miteinander hierarchisch verknüpft.
Perspektivische Erweiterung von Oberlins Bericht: Büchner beschränkt sich nicht auf sichtbare Phänomene, verzichtet dafür auf Erklärungen oder moralische Deutungen.
Parataktisches Erzählen
Lockeres Gefüge von in sich selbständigen Szenen, die gleichwertig nebeneinander stehen
Ein Stationenspiel von inneren Zuständen, Handlungen und Beschreibungen aus der Wahrnehmung von Lenz und von außen, polyperspektivisch und synchron.
z.B. 14,21f. »er schlief ein, der Vollmond stand am Himmel.«
Abweichung von erzählerischen & sprachlichen Normen
Die Desorientierung von Lenz wird maßgeblich für die Form der Erzählung.
Zeitliche Ordnung & Satzbau weichen von erzählerischen und sprachlichen Normen ab.
(Spiegelung, Form follows Function)
Zeitliche Orientierung
Zeitangaben werden aufgelöst durch das subjektive Zeitempfinden von Lenz, dessen Welt und Lebenszustand synchron & polyperspektivisch erzählt wird.
Detaillierte Handlungsbeschreibungen bekommen gleich viel Raum wie zeitraffende Zusammenfassungen.
z.B. 12,4-11
z.B. 13, 8ff. fast direkter Übergang von der Absicht zu predigen zum Tag der Predigt selbst
Syntax
Kurze Hauptsätze ohne Prädikat stehen neben langen Satzverbindungen.
z.B. »Alles so still.« (12,31); »er versuchte alles, aber kalt, kalt.« (12,1)
Konsequenz für Leser*innen:
Der Text wird zur oszillierenden Fläche: Leser wird aktiviert, muss Textlücken überbrücken, kann nicht nur passiv konsumieren.
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